2023-08-30

Die Wanderbank findet sicheren Hafen

Die im Rahmen des von Culture Goes Europe Erfurt e.V. geleiteten Projektes "Placemaking for Inclusion" entstandene Wanderbank findet ihren sicheren Hafen:


Die Bank/Couch und der dazu gehöriger Tisch laden zum verweilen und... zum schreiben ein. Selbst in so einer kleinen Stadt wie Weimar fehlen den Bewohnern Plätze zum treffen und quatschen. Auch heute trafen wir unseren alten Nachbar, der sagte: "Seitdem ihr umgezogen seid, sieht man sich kaum, obwohl es nur 500 Meter sind.." Ist es nicht ein Indiz dafür, dass der Westvorstadt ein lebendiger, zentraler Treffpunkt fehlt, in dem man sich mit der breiteren Nachbarschaft ab und zu spontan treffen könnte? Das soll sich ändern. 


Die Wanderbank füllt sich mit Geschichten des Wandern, des Ankommens in Weimar, des Zuhauseseins. Zur Zeit sind es über 40 längere und kürzere Geschichten auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Polnisch, Indonesisch, Tschechisch, Chinesisch, Arabisch.. Das Pfarrbüro bietet Stifte zum schreiben an. Bank als Treffpunkt? So fangen wir an! 


Die gute Nachbarschaft: Giovanni und Leonie von der Richard-Wagner-Straße, der Gastgeber Pfarrer Gothe und Gall Podlaszewski von der Paul-Schneider-Straße:


Die Wanderbank dockt derzeit im Gemeinschaftsgarten der Katholischen Kirche. Jeder ist eingeladen die eigene Geschichte darauf zu schreiben. Bei der nächsten Gelegenheit wird die Bank am Kaki Platz temporär zur Verfügung gestellt. Für eine dauerhafte Anwesenheit am Platz fehlt eine TÜV-Zertifizierung. Das gemeinschaftliche Kunstwerk wird also meistens hier anzutreffen:


Und so trägt die Wanderbank zum höchsten positiven Wanderungssaldo Thüringens bei:


Quelle: der Spiegel

2023-08-28

Städtischer Platz als Wohnzimmer

 Im Rahmen eines von Culture Goes Europe Erfurt e.V. während des Weimarer Kunstfests durchgeführten Experiments wurden verschiedene Aufstellungen eines wandernden Wohnzimmers in drei Plätzen erprobt:

- am Vorplatz des Bauhaus Museums:


- im Herzen von Goetheplatz:


- aufgrund von Schlechtwetter anstatt vom Wielandplatz - unterhalb der überhängenden Universitätsbibliothek:


Alle drei Plätze baten unterschiedliche Bedingungen und daraus sich ergebende Interaktionen mit den Fußgänger an. Die Teilnehmer waren erstaunt wie der bereits ziemlich eng gestaltete Platz innerhalb des Goetheplatzes die soziale Interaktionen stimuliert hat. Da der Raum bereits von sich aus sehr gemütlich ist, waren die zusätzlich mitgebrachte Elemente: Teppich, Liegestühle, Kissen nur eine zusätzliche Einladung zum Verweilen. Die Aufenthaltsqualität ist jedoch definitiv durch die bequeme Sitzgelegenheiten gestiegen. Der Platz gewann an Qualität. Halbliegend am Boden konnte man die feine Gliederung des Platzes analysieren: 
- der Hintergrund aus feinen städtischen Gebäuden
- der westlich etwa 10m entfernte Straßenverkehr (mit 20 kmh Geschwindigkeitsbegrenzung ist der Lärmpegel eigentlich unbemerkbar!)
- eine Kulisse aus groß gewachsenen Bäumen
- drei breite Stufen als zusätzliche Abgrenzung des Platzes von der Bushaltestelle
- östlicher Zugang über eine breite Rampe die ständig neue interessierte Bewohner lieferte. 
Die Kinder konnten sich hier frei austoben, während die Erwachsene in Gespräche verwickelt waren.

Die Situation in der Steubenstraße war völlig anders. Das Wohnzimmer stark unterhalb der Überdachung komprimiert bat zwar eine sehr gemütliche Fläche an, diese verlor aber durch die einseitige Öffnung zur Straße an Sicherheit. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30kmh wird nicht durch alle Verkehrsbeteiligte eingehalten, bzw. die Breite der Straße generiert verschiedene durch Fußgänger nicht voraussehbare Situationen. 

Fazit für Kaki:
- wäre eine Querung des künftigen Kaki-Platzes unabdingbar ist diese unbedingt mit 20kmh zu begrenzen und möglich eng und separiert durch Anpflanzungen, bzw. Höhenunterschied zu halten.  Eine maximale Entfernung der Durchfahrt von der Hauptaufenthaltsfläche ist zu erzielen. 
- infolgedessen soll erwogen werden ob eine Hauptaufenthaltsfläche vor der Kirche mit ihrem eher seltenerem Platzbedarf, oder eher vor Koriatseite mit täglichem Angebot entstehen soll. 


Allerdings, im Rahmen des Experimentes (Placemaking for Inclusion) ist eine tolle mobile Bank entstanden, die während des Kunstfestes mit Geschichten der Bewohner über ihr Ankommen in Weimar beschriftet wurde. Hoffentlich kann die Bank am Kaki-Platz weiter geschrieben werden!



2023-08-01

Wie wird eine doppelte Kreuzung zu einem Quartiersplatz?

Es gab bereits 2008 eine Diplomarbeit an der Professur für Verkehr an der Bauhaus-Uni, die sich mit dem Platz gründlich befasste. Erfreulich ist, dass ein städtischer Platz zwischen der Kirche und Koriat, mit Zulassung eines beruhigten notwendigen Verkehrs über eine ca 3,5 Meter breite Verjüngung, machbar wäre. Es gäbe infolge dessen genug Platz für:
- einen Brunnen, der vielleicht durch die Lotte gespeist werden kann, bzw. Einen Trinkbrunnen mit gesonderten Leitung. Dies würde einer weiteren Forderung nach mehr Wasser im öffentlichen Raum außerhalb der Altstadt entsprechen.

- ein zusätzliches Angebot in der Form eines Pavillons (an der Stelle wo einmal ein Haufen Schnee lag). Obst/Gemüse, Kaffee, Jugendtreff, was auch immer. Der Platz würde sich über ein breiteres Angebot erfreuen. Da die Südseite des Platzes über keine Geschäfte verfügt, soll der nördliche Bereich möglich nachverdichtet werden. Bekanntermaßen: mehr Menschen ziehen mehr Menschen an.

- auch die Verkehrsexperten sind für mehrere Baumpflanzungen in der Stadt, da sie als Ingenieure die Dringlichkeit verstehen. Vielleicht lässt sich die ursprünglich angepflanzte grüne Kette um die Kirche über ein Jahrhundert später doch wiederherstellen. Interessanterweise ist in Polen der Umweltschutz seit 2015 der Denkmalpflege überlegt. In der Diskussion über ggf. gestörten Sichtachsen sind Bäume im Vorteil, da man schöne Fotos auch im Winter machen kann, dafür im Sommer das Stadtklima unterstützen.

- einen neu entdeckten Raum zwischen der Kirche und der Paul-Schneider-Straße. Durch Verkehrsberuhigung und Verjüngung der Straße auf die ausreichenden 7m würde die bestehende Hecke kein Sinn mehr geben und könnte ggf. durch niedrigere Bepflanzungen ersetzt werden, bzw. so verlegt werden, dass die weiche Trennung des Nebenplatzes der Kirche parallel zur Kirchenwand verlaufen würde, was auch aus der denkmalpflegerischen Sicht eine Aufwertung der Kirche bedeuten würde. Dadurch könnte der heute ziemlich versteckte „Abstandsraum“ der Öffentlichkeit zurück gegeben werden, vielleicht in der Form eines Spielplatzes, bzw Aufenthaltsortes für Jugendliche? Nicht seit heute wird die neo gotische Architektur als cool empfunden. Eine ausreichend universell und spannend geplante Fläche könnte natürlich auch für alle Altersklassen attraktiv werden und zum Aufenthalt vor allem im Laufe des Sommers einladen.

- viel mehr Sitzgelegenheiten die zum staunen auf die wunderschöne Kirche, aber auch in umgekehrter Richtung, auf die sich auf dem Platz aufhaltenden Menschen, einladen würden.

Die aus verkehrstechnischen Sicht vorstellbare Verkehrsberuhigung zur Gewährleistung von Sicherheit der den Platz am Tag über 1000 querende Fußgänger könnte schematisch z.B. so dargestellt werden:



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