2023-11-03

Verkehrslösungen für August-Frölich-Platz

Damit der Platz im Namen zum wirklichen Platz wird, entscheidend sind die Verkehrslösungen. Die langjährigen Untersuchungen von verschiedenen Lösungen weltweit brachten den dänischen Experten für menschenfreundlichen öffentlichen Raum - Jan Gehl zu einem klaren Fazit: der Mensch fühlt sich wirklich wohl nur dort, wo er nicht bedroht wird. Für ein Wohlbefinden im öffentlichen Raum ist es entscheidend, auf welcher Weise die Autos, bzw. Busse den beanspruchten Raum queren dürfen (oder auch nicht). 

In diesem Beitrag habe ich versucht, drei in Weimar bereits umgesetzte Verkehrslösungen auf die Situation vor der katholischen Kirche zu legen, um mit allen möglichen Lösungen von utopisch bis realistisch in unseren Köpfen zu spielen.     

Zuerst werfen wir einen Blick auf das große Bild:


Die Führung von Straßenverkehr in Weimar gliedert die Stadt in klare städtebauliche Bezirke, manchmal auch "Superblöcke" genannt, die in ihren "Herzen" größere öffentliche Räume aufweisen: Plätze. Und so verfügt die Nordvorstadt über den Buchenwald- und Zeppelinplatz, die Altstadt über ihre mehrere, durch ein fußgängerfreundliches Netzwerk verbundene, Plätze. Der bewohnerreichste Bezirk Weimars - die Westvorstadt verfügt über nur einen Platz, den August-Frölich-Platz: 


Dieser ist auch ziemlich gut versteckt. Die Hauptverkehrsstraßen liegen um zwei Blöcke entfernt, wenn man den stadtnahen Abschnitt der Erfurter Straße nicht mehr als Hauptstraße bezeichnet. Der Kaki-Platz scheint also prädestiniert ein menschenfreundlicher Platz zu werden. Wie könnte er theoretisch verkehrstechnisch geregelt werden?

1. Ideal aus Sicht der Fußgänger: verkehrsberuhigter Bereich mit  Zulassung von Lieferverkehr, analog Theaterplatz:



Hier der Theaterplatz, genutzt von einer Schulklasse sogar als Schlafplatz:

Diese Lösung wäre am Kaki-Platz nur zusammen mit Maßnahmen zur Verkehrslenkung ins Umfeld umsetzbar. Eine Sperrung des Platzes für Autos würde die Übernahme von bisherigem Verkehr durch umliegende Straßen bedeuten. Der Liefer- und Rettungsverkehr wäre weiterhin möglich. Allerdings eine volle Sperrung der einmündenden Straßen wäre in dem Fall schwer erklärbar, deswegen Platz in der Mitte, aber abgeschnitten von den südlichen und nördlichen Gebäuden: 


2. Vorstellbarer Kompromiss - verkehrsberuhigter Bereich mit zugelassenem Verkehr, analog Herderplatz:


Im Fall von Herderplatz sorgt die Verwendung des gleichen Belags sowohl für die Fußgängerbereiche, als auch für die Fahrbahn, für eine deutliche Beruhigung des Verkehrs. Bei den vorgeschriebenen 10 km/h ist der Autolärm nur ein geringer Störfaktor. Hier wird aber der Unterschied in der Stimmung zum Theaterplatz deutlich. Die Durchfahrtmöglichkeit eliminiert eine Reihe von Aktivitäten. Dank der geringen Geschwindigkeit und fußgängerfreundlichen Gestaltung sind aber immerhin noch ganz viele Aktivitäten möglich. 

 

Diese Lösung wäre in der Westvorstadt ohne großen Auswirkung auf das Umfeld umsetzbar. Der Kaki-Platz wäre voraussichtlich nicht mehr so gerne als Abkürzung genutzt, wenn die Durchfahrt nicht mehr so fließend wie heute erfolgen dürfte. Ja, man muss den Autofahrern das Leben ein bisschen erschweren, damit sie dann selbst den Platz für sich nutzen können. Wichtig: eine Durchfahrt wäre immerhin möglich - daher, ein Kompromiss. Gewinn - der Platz könnte durchgehend zwischen den Gebäuden angelegt werden:


3. Verkehrsfreundliche Lösung - ohne Änderung der Verkehrsflusse. Verkehrszulassung mit Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h mit Priorisierung des Fußgängerverkehrs, analog Goetheplatz:




Eine verkehrsfreundliche physische Gestaltung der Straßenbahn mit Priorisierung des Fußgängerverkehrs nur durch Straßenzeichen und Anstrich der Fahrbahn scheint im Bereich des zentralen Bus Knotens eine gute Begründung zu haben. 


Diese Lösung wäre am August-Frölich-Platz in seiner heutigen Form ohne großen Aufwand, als temporäre Lösung bis zum Umbau, sofort Umsetzbar und würde deutlich für mehr Sicherheit und Wohlempfinden der älteren und jüngeren Bewohnerschaft sorgen. Was am zentralen Bus Knoten möglich ist, müsste auch an dem abgelegten regionalen Busbahnhof umsetzbar sein: 

Der grüne Streifen vom Goetheplatz ließe sich allerdings auch gewagter gestalten. Die Welt hat schon viele temporäre Maßnahmen, die zur Verkehrsberuhigung beitragen, gesehen:


Dank Asphaltkunst lassen sich Botschaften von Nachbarschaften oder Schulgemeinschaften im Asphalt einprägen - und dabei den Verkehr deutlich verlangsamen. Oben wurde mit Beteiligung von Jugendlichen ein Bild auf einer Brücke gemalt, das gleich eine umweltfreundliche Botschaft enthält. Dieses Bild hat mich an das unter dem Fröhlich-Platz fließende Lottebach erinnert. Vielleicht könnte es das Thema eines Kunstwerks vor der Kirche werden?

Die Herstellung kann gerne in der Form eines Events erfolgen, wie vor Paar Jahren in Mailand: 


bzw. das Programm eines Platzes durch Anbringung von Spielflächen erweitern, wie z.B. in den USA:
Bilderquelle: www.asphaltart.bloomberg.org 

Der Asphalt vor der Kirche ist zum Rückbau verdammt. Es ergibt eine schöne Gelegenheit mit innovativen Lösungen zu experimentieren. Das Know-how ist bereits da: www.asphaltart.bloomberg.org. Über ein Ideenwettbewerb könnte man Ideen für verkehrsberuhigende Maßnahmen sammeln - und diese relativ kostengünstig, jedoch mit großen Auswirkung innerhalb eines Jahres umsetzen. 

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